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Ein Schaufenster innovativer Forschungsergebnisse

Das zweite Interview der Reihe "5 Jahre TZ PULS" nimmt die Forschung am TZ PULS, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz in den Blick.

Sebastian Meißner ist Professor für Produktionsmanagement und Logistik an der Hochschule Landshut und leitet den Forschungsschwerpunkt Produktions- und Logistiksysteme (PULS). Er ist zudem Leiter des Masterstudiengangs „Produktionsmanagement“ (WPM), der am TZ PULS angeboten wird.Red.: Auf das Jahr 2016 zurückblickend, was erwarteten Sie sich von einem Technologiezentrum Produktions- und Logistiksysteme in Dingolfing?

Meißner: Die grundlegende Idee zu Beginn war, ein Weiterbildungszentrum aufzubauen und insbesondere berufsbegleitende Masterstudiengänge mit dem Schwerpunkt Produktion und Logistik hier in Dingolfing zu schaffen – in enger Abstimmung mit den Unternehmen der Region. Aus diesem Nukleus hat sich dann das Konzept weiterentwickelt, um auch eine Lernfabrik zu integrieren und die Ausbildung nahe am realen Prozess zu gestalten und letztlich auch, um eine anwendungsnahe und fakultätsübergreifende Forschungsstelle insbesondere für mittelgroße Unternehmen in Niederbayern einzurichten. Mit den zwei etablierten Masterstudiengängen „Werteorientiertes Produktionsmanagement“ und „Prozessmanagement und Ressourceneffizienz“ am TZ PULS ist diese ursprüngliche Idee sehr erfolgreich umgesetzt worden. Die über 11.000 Besucher zeigen auch, dass sich das TZ PULS zu einer ersten Anlaufstelle der Region für Fragestellungen im Bereich der Produktion und Logistik entwickelt hat. Red.: Was macht für Sie die Besonderheit des TZ PULS aus? Meißner: Vier Professoren aus dem Forschungsschwerpunkt PULS bringen hier mit ihren wissenschaftlichen Mitarbeitern ganz unterschiedliche Fachgebiete zusammen: von der Beschaffung, über die Material- und Fertigungswirtschaft bis zu Logistik und Produktionsmanagement. Es ist so ein zentraler Ort in der Region entstanden, der eine Bandbreite an relevanten Themenstellungen der Industrie gebündelt adressiert. Hier bieten wir einen niederschwelligen und anschaulichen Zugang zu Forschungsergebnissen und innovativen Technologien insbesondere durch den Betrieb unserer Lern- und Musterfabrik. Red.: Welchen Beitrag zur Forschung im Bereich Produktionslogistik leistet das TZ PULS? Meißner: Innerhalb unseres Forschungsschwerpunkts betreiben wir das TZ PULS vor allem, um die interdisziplinären Kompetenzen zu Produktion und Logistik der beteiligten Wissenschaftler*innen örtlich zu bündeln. So konnte sich die Lern- und Musterfabrik zu einem Schaufenster unserer innovativen Forschungsergebnisse entwickeln. In vielen Verbundprojekten mit der Industrie konnten Unternehmertum und Wissenschaft integriert und anwendungsnah innovative Forschungsergebnisse erzielt werden. Viele praxisnahe Lösungen sind direkt in unserer Lernfabrik konzipiert und erprobt worden, die jetzt mittelständischen Unternehmen direkt zugänglich sind. Red.: Welche Schwerpunkte setzen aktuelle Projekte am TZ PULS zu Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz? Meißner: Mit KIProLog betreiben wir ein bayerisches Leuchtturmprojekt für die Anwendung von KI in der Produktionslogistik. Wir wollen mögliche Fehler in den Wertströmen der Fabrik vorausschauend erkennen und umschiffen können und durch digitale Assistenzsysteme zu besseren Entscheidungen in der Planung und Steuerung kommen. Mit dem neuen Projekt TwinTraSys erforschen wir digitale Zwillinge für Transportsysteme. Damit wird auch die Logistik vorausschauend; wir helfen Engpässe frühzeitig und automatisch zu erkennen, um rechtzeitig mit gezielten Maßnahmen eingreifen zu können. Das wird hoffentlich einen Beitrag leisten können, um die Wettbewerbsfähigkeit von Produktion und Logistik insbesondere der bayerischen Unternehmen zu stärken. Red.: Was wünschen Sie dem TZ PULS für die nächsten fünf Jahre? Meißner: Ich wünsche mir, dass der interdisziplinäre Charakter des TZ PULS mit der Zusammenarbeit von unterschiedlichen Wissenschaftler*innen und diversen Teams weiterhin zur innovativen Forschung und Lehre beiträgt. Das Angebot zum Studieren in Dingolfing mit den beiden erfolgreichen Masterstudiengängen wird durch den neuen Bachelorstudiengang „Sustainable Industrial Operations and Business“ zum Wintersemester 2023/24 gezielt erweitert. Akademische Ausbildung und anwendungsnahe Forschung in Dingolfing können so perfekt zusammenspielen. So werden wir auch die Lern- und Musterfabrik im Bereich der Digitalisierung von Produktion und Logistik stetig weiterentwickeln. Wir wollen in den nächsten fünf Jahren hier vor allem die Themen Digitaler Zwilling und KI anschaulich und zugänglich darstellen, um eine weitere Verbreitung der Technologien in der Region zu ermöglich. So wird sich das TZ PULS als erste Anlaufstelle der Unternehmen der Region für Fragestellungen zu Smart Factory & Logistics weiter verankern können.