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Der internationale Austausch lebt!

Die langjährige Kooperation zwischen dem Bereich Fahrzeugtechnik der Fakultät Maschinenbau und den französischen Bildungseinrichtungen ANFA und GARAC findet trotz eingeschränkter Mobilität ihre Fortsetzung auch in der Pandemie-Zeit

Zwar konnte die geplanten Exkursionsreisen der Landshuter Studierenden der Automobil- und Nutzfahrzeugtechnik zum Pariser Autosalon 2020 aus nachvollziehbaren Gründen nicht stattfinden, erstmals haben die Verantwortlichen aber eine gemeinsame Lehrveranstaltung in digitaler Form während des Wintersemesters durchgeführt. Basis dafür war das im Studienplan Master Automobil- und Nutzfahrzeugtechnik verankerte Projektarbeit-Modul. In dessen Rahmen widmeten sich die verschiedenen Studierendengruppen, angeleitet von Prof. Dr. Manfred Strohe, Prof. Dr. Norbert Babel, Prof. Dr. Walter Fischer sowie Prof. Dr. Jan Köll, als Team intensiv der Lösung einer komplexen Aufgabestellung.

Die einzelnen Projektgruppen arbeiten größtenteils eigenverantwortlich. So organisierten die französischen und deutschen Studierenden Aufgabenaufteilung und Kommunikation weitestgehend selbst. Dadurch konnte nicht nur trotz Pandemie die Kooperation fortgeführt werden, der Kontakt zwischen deutschen und französischen Studierenden war aufgrund der mehrmonatigen kontinuierlichen Zusammenarbeit sogar intensiver als bisher.

Virtuelle Zusammenarbeit führt zu tollen Ergebnissen

„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich die Studierenden hinsichtlich ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten oft sehr gut ergänzten“, so Prof. Dr. Manfred Strohe, Leiter des Studiengangs „Automobil- und Nutzfahrzeugtechnik“. Unter dem Strich habe sich die virtuelle Form der Zusammenarbeit sehr bewährt und wird deshalb im kommenden Wintersemester mit großer Wahrscheinlichkeit wiederholt. „Dann jedoch hoffentlich ergänzt durch ein persönliches Kennenlernen der Studierenden im Rahmen der nächsten Exkursion“, betonte Strohe.

Fünf Themen standen den Studierenden der Hochschule und ihren französischen Kollegen für ihre Projektarbeit zur Auswahl: die Konstruktion und Herstellung eines funkgesteuerten Dreirades mithilfe der 3D-Druck-Technologie, der Aufbau und die Simulation eines digitalen Prototypen vom Morphing-Structure-Spoilersystem für einen BMW i8,  die Ausarbeitung eines Konzeptes zur Umwandlung eines konventionellen VW-Transporters in ein Auto mit einem vollelektrischen Antriebsstrang und die akustische Optimierung und Schwingungsanalyse eines Gabelstaplers in Kooperation mit der Jungheinrich AG.

„Jurassic Park“

Das fünfte Thema ragte etwas heraus – Projekt „Jurassic Park“. Die Faszination für Dinosaurier hat ihre Wurzeln in der Kindheit. Für einige Studierende aus beiden Ländern ist also vielleicht ein Traum in Erfüllung gegangen. Sie entwickelten für das Jura-Museum in Eichstätt eine Konstruktion des prähistorischen Vogels Rhamphorhynchus, abgestimmt auf die räumlichen Gegebenheiten vor Ort. Dieses Wesen lebte im Zeitraum vor 166,1 bis 145 Millionen Jahre vor Christus, war vermutlich ein Fischfresser und ist in den bayerischen Plattenkalken der häufigste anzutreffende Flugsaurier. Das Tier selbst war relativ zierlich, die Flügelspannweite betrug ca. 0,864 Meter.

Das Ziel des Projektes bestand darin, eine mechanische Nachbildung des Vogels in Originalgröße zu konstruieren, der die Museumsbesucher beim Betreten des thematischen Raumes genau beobachtet und mit einem markanten Ruf und der Entfaltung seiner Flügel überraschen sollte, wenn sie sich seinem „Nest“ zu sehr nähern. Dadurch war die wesentliche Herausforderung: Wie konstruiert man die Mechanik, mit der sich ein Objekt von der Größe einer Amsel lebensecht animieren lässt?

Konstruktion des Skeletts als große Herausforderung

Die Platzierung des Tiers in einer Nische unter der Kuppeldecke des Altbaus machte die Aufgabe nicht einfacher: Im sehr engen Raum musste der Vogel seine Flügel ausbreiten können. Deshalb spielte die Simulation der notwendigen Flügelbewegungen eine entscheidende Rolle im internationalen Projekt. Möglich wurde diese durch das CAD/FEM-Programm, ebenso wie die Konstruktion des Skeletts mit den Flügelgelenken des Flugsauriers. Während Konstruktion und Aktuatorik (Auswahl und Integration geeigneter Bauteile, z.B. Elektromotoren und Getrieben, zur Ausführung von Bewegungen) sowie Sicherheit und nicht zuletzt Kostenplanung hauptsächlich von den deutschen Studierenden bearbeitet wurden, widmete sich die französische Seite intensiv den Themen Sensorik, Umwelterfassung, Datenverarbeitung und -interpretation sowie Ansteuerung der Aktuatorik (Umwandlung des elektrischen Signals in mechanische Bewegungen).

„Die gemeinsame Arbeit mit französischen Kommilitonen hat uns einiges an Erfahrungen gebracht“, so der studentische Projektleiter Ardit Berisha. „In maximal realen Bedingungen lernten wir, an einem internationalen Projekt komplett digital zu arbeiten, die Aufgaben aufzuteilen und interkulturelle Missverständnisse zu überwinden. Wir haben zusammen viel Spaß gehabt.“ Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Ein elektrisch betriebenes Modell des Flugsauriers in Originalgröße, das allen Anforderungen des Museums entspricht. Im Moment existiert der Rhamphorhynchus noch als Datei im CAD-Programm. In mittelfristiger Perspektive wird er als (fast) echter prähistorischer Vogel die Besucher der Ausstellung im Jura-Museum Eichstätt begrüßen.

Wer über ein Studium an der Hochschule Landshut nachdenkt, kann sich unter

www.studieren-in-landshut.de zu Studienangebot und Bewerbungsablauf informieren.

Screenshot: Hochschule Landshut/Alexey Istratov
Dinosaurier-Model: Ardit Berisha