Altdorf. Das Institut für Systemische Energieberatung an der Hochschule Landshut analysierte unter der Leitung von Prof. Dr. Petra Denk in der Zeit von Oktober 2012 bis September 2013 die Istsituation im Markt Altdorf, die nun mit Lösungsvorschlägen in einer Abschlussveranstaltung im Bürgersaal präsentiert wurde. Ein gravierender Punkt war bei der Betrachtung vor allem die Frage zur Entscheidung für oder gegen die Tiefengeothermie, wofür aber, so Bürgermeister Helmut Maier, nun noch das in Arbeit befindliche Gutachten abgewartet werden muss. Sobald dieses nun endlich vorliegen wird, werde auch der Markt diesbezüglich umgehend die Bürgerschaft informieren.
Unterstützt von iher Mitarbeiterin Katharina Garbe stellte schließlich die Professorin die Ergebnisse ihrer Untersuchungen und Analysen vor. Dabei zeigte sich, dass über sechzig Prozent des örtlichen Energiebedarfs zur Wärmeerzeugung genutzt werden. 28 Prozent würden für die Mobilität und nur zehn Prozent für Strom genutzt. Rund neunzig Prozent des Wärmebedarfs entfielen dabei auf die privaten Haushalte, wobei dieser zu fast 70 Prozent mit Heizöl gedeckt wird. Der Anteil an regenerativer Energien liegt dabei laut der Untersuchung nur bei enttäuschenden zwei Prozent. Aber auch bei Gewerbe und Industrie dominiert das Heizöl und der Anteil an regenerativer Energie liegt hier noch unter dem Wert der privaten Haushalte. Im Sektor kommunale Liegenschaften werden bisher überhaupt keine regenerativen Energieträger eingesetzt. So kann festgestellt werden, dass das Mindestziel der Bundesregierung bis 2020 bei Weitem noch nicht erreicht ist. Petra Denk stellte dazu die Zahlen gegenüber: Ziel des Bundes bis 2020 wären vierzehn Prozent aus erneuerbaren Energien, Altdorf liegt aber erst bei den genannten zwei Prozent.
Beim Stromverbrauch sind Gewerbe und Industrie für die Hälfte verantwortlich, so die Referentin, während die privaten Haushalte 47, die kommunalen Liegenschaften ein und die Straßenbeleuchtung zwei Prozent bedürfen. Die größten Stromverbraucher in der Industrie sind nach ihrer Aussage die Firmen Kottmayr-Vogel, LWB Steinl, die Bäckereien, der Lebensmittelhandel und die Landshuter Werkstätten. Damit ist der Markt vom Mindestausbauziel 2020 bezüglich erneuerbarer Energien ebenfalls noch weit entfernt, nur acht Prozent des Strombedarfs ist regenerativer Strom. Bayern hat bis 2021 fünfzig und der Bund bis 2020 fünfunddreißig Prozent Anteil angepeilt. Der mobile Endenergiebedarf ist im Verhältnis in Altdorf gering, wobei hier der größte Bedarf für PKW's aufgrund der gemeldeten Anzahl, gefolgt von LKW's, besteht.
Bei der CO²-Emission liegen auch wieder die privaten Haushalte mit 58 Prozent Anteil an der Spitze, dreißig Prozent werden durch den Verkehr und etwa 10 Prozent durch Gewerbe und Industrie verursacht. Der sehr hohe pro Kopf Ausstoß an CO² liegt bei 7,5 Tonnen pro Jahr, wobei der Energieträger Heizöl mit 3,5 Tonnen den größten Anteil zeigt.
Diese Betrachtungen und Ergebnisse führten nun über zu der Frage, welche Einspar- oder Effizienzpotenziale möglich wären. Drei Szenarien stellte Prof. Denk vor, wobei zunächst das Szenario 2, bezeichnet als Klimavorbild, am realistischsten dargestellt wurde. Das heißt, es werden Maßnahmen ergriffen, jedoch nicht in ausrechendem Maße. Insgesamt können dabei nur fünfzig Prozent des indentifizierten Potenzials bis 2020 gehoben werden. Besser wäre der 3. Vorschlag, bei dem umfangreiche Maßnahmen zeitnah und kontinuierlich ergriffen werde, sodass in Summe das gesamte ausgewiesene Potenzial gehoben werden könnte. Durch Sanierung, Kesselaustausch, Optimierung und richtige Dimensionierung des Heizsystems könnte man zum Beispiel den derzeitigen Wärmebedarf um 18 Prozent senken und damit bis zu 13 Prozent der CO² Emissionen vermeiden. Zur Reduzierung des Strombedarfs um bis zu 27 Prozent, was zudem eine 5,2-prozentige CO²-Emmisionsreduzierung bringen würde, machte das Institut ebenfalls Vorschläge, wobei in allen Fällen auch die Bereitschaft zur Mithilfe der Bevölkerung unumgänglich ist. Die Arbeitsgruppe Energie hat in der Vergangenheit mit Vorträgen im März und Mai Anregungen gegeben, die Themen wie Energieverluste am Gebäude oder zum intelligenten Heizen beinhalteten. Am 24. Oktober ist als dritter Vortrag um 19.30 Uhr in den Räumen der VHS "Energie sparen ohne Komfortverlust" sicher ein überaus interessantes Thema für alle..
Bei allen möglichen Maßnahmen müsse auch der Markt mit gutem Beispiel und als Vorbild voran gehen. Ein erster Schritt ist die vom Institut für systemische Energieberatung vorgeschlagene Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED Beleuchtung bei zunächst 629 Brennstellen. Der dazu erforderliche Förderantrag beim BMU wurde bereits gestellt und bei Realisierung könnten, legt man einen Strompreis von etwa 25 Cent pro kWh zugrunde, jährlich rund 34000 Euro eingespart werden. Allerdings müssten als erstes von der Gemeinde zur Realisierung an die 274000 Euro investiert werden, wovon etwa zwanzig Prozent durch Fördermittel gedeckt würden. Weitere Möglichkeiten wären Nachtabschaltung oder Dimmung um den Strombedarf der Straßenbeleuchtung zu reduzieren. Zusätzlich gäbe es noch weitere Maßnahmen bei den kommunalen Liegenschaften, die zur Situationsverbesserung beitragen würden. Dazu gehören Energiebedarfsausweise für jede Liegenschaft, Austausch auch hier von Leuchtkörpern, Gebäudesanierung und vor allem auch Änderung des Nutzungsverhaltens.
Exemplarisch wurde auch untersucht, wie sich ein eventuelles Mikro-Nahwärmenetz für Rathaus, Multifunktionsgebäude, Grund- und Mittelschule auswirken könnte. Von vier gemachten Vorschlägen dazu, wäre unter Einbeziehung der Abdeckung des Eigenstrombedarfs eine Kombination eines Erdgas-Blockheizkraftwerks und eines Erdgaskessels die erfolgsversprechendste Variante. Dabei könnten bei Umsetzung bis zum Jahr 2021 ca. 1300 Tonnen CO² eingespart werden. Sinnvoll wäre es, so die Empfehlung von Petra Denk, mögliche Nahwärmenetze für den gesamten Markt zu untersuchen, sollte es wider Erwarten nicht zur Realisierung des Geothermieprojekts kommen.
Ausführlich dargestellt wurde bei dieser Abschlussveranstaltung auch eine Potenzialanalyse für den Ausbau erneuerbarer Energien. Gering sei dabei Altdorfs Möglichkeit, die Windenergie zu nutzen. So würde es nur zwei geeignete Standorte für die erforderlichen Windkrafträder geben. Dafür gäbe es entlang der Bahnlinie noch Flächen für Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Eine soll bereits an der Gemeindegrenze zu Bruckberg errichtet werden, weitere theoretisch geeignete 12 ha Flächen zeigt die Studie zudem noch auf. Auch die Nutzung des Biogaspotenzials sollte geklärt werden, während das Biomassepotenzial vollständig durch die vorhandenen Holzheizungen genutzt werde.
Was sollte sich der Markt nun für Ziele bis 2021 setzen? Um je 15 Prozent Senkung des elektrischen Energiebedarfs und des Wärmebedarfs. Die CO²-Emissionen und den Primaärenergiebedarf um jeweils 17 Prozent zu reduzieren und schließlich die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien um 30 Prozent zu steigern. Sicher gehe dies nur auch mit Hilfe der privaten Haushalte, wofür das Energiebewusstsein noch kräftig gestärkt werden müsse, durch ein nachgehaltenes Controlling-Werkzeug, aber auch durch Förderprogramme und Energieberatung des Marktes, wie dies zum Beispiel Vilsbiburg bereits vormacht. Ferner müssen aber auch die investiven Maßnahmen detaillierter untersucht werden, so die Anregung des Instituts, wobei dabei Förderprogramme helfen können. Am Beispiel des Marktes Essenbach, wo eine BürgerEnergie eG PV-Potenziale gemeinsam ausschöpfen, regt Prof. Denk die Klärung innerhalb Altdorfs vor, wie ein potenzielles Konzept aussehen könne. Abschließend nannte die Referentin zehn Maßnahmen, die zeitnah umzusetzen wären und zu dessen Unterstützung ein geförderter Klimaschuzmanager beantragt werden könnte.
Wie auch Bürgermeister Helmut Maier abschließend betonte, zeige sich der Wert der nun vorliegenden Analyse erst, wenn die vorgegebenen Ziele auch in vielen kleinen mühsamen Schritten erreicht werden und dazu braucht es die Bürgerinnen und Bürger, sie sind es, die einen Großteil der Maßnahmen umsetzen können.. "Es liegt jetzt an uns, aus dieser Analyse die richtigen Ziele anzustreben, unsere Zukunft selbst besser zu gestalten, das integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept zu realisieren", so Maiers Meinung. Zu bedauern bei dieser überaus interessanten und für den Markt zukunftsweisenden Veranstaltung war nur das geringe Interesse der Gesamtbevölkerung und das Fehlen zahlreicher Marktgemeinderäte, weshalb in diesem Gremium nochmals eine Präsentation erfolgen muss.
Landshuter Zeitung v. 19.10.2013 |