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„Alle wollen alles und am besten sofort“

Weniger eine Revolution, mehr eine Evolution: Joachim Drees sieht die Digitalisierung als Entwicklung, nicht als plötzlichen Umbruch. Der Vorsitzende des Vorstands der MAN SE / MAN Truck & Bus AG sprach am vergangenen Dienstag an der Hochschule Landshut im Unternehmergespräch darüber, wie das Unternehmen die Mobilitäts- und Logistikbranche vernetzen will.

„Das Web ist der Treiber für die Industrie 4.0. Dafür braucht es aber exzellente Logistik“, sagte Joachim Drees von MAN am Dienstag beim Landshuter Unternehmergespräch an der Hochschule Landshut.
„Das Web ist der Treiber für die Industrie 4.0. Dafür braucht es aber exzellente Logistik“, sagte Joachim Drees von MAN am Dienstag beim Landshuter Unternehmergespräch an der Hochschule Landshut.

„Mobilität ist eines der Megathemen unserer Zeit“, so begrüßte Hochschulpräsident Prof. Dr. Karl Stoffel die rund 90 Zuhörerinnen und Zuhörer zum Landshuter Unternehmergespräch 2018 – darunter vornehmlich Vertreter aus Unternehmen und der Stadt. Die Mobilität, speziell die Logistik, ist laut Joachim Drees permanent im Umbruch. Grund ist die Digitalisierung: „Das Web ist der Treiber für die Industrie 4.0. Dafür braucht es aber exzellente Logistik.“ Nur so könnten Logistikunternehmen auf die immer anspruchsvolleren Wünsche ihrer Kunden reagieren. „Alle wollen alles und am besten sofort“, fasste er zusammen. „Die New Economy ist zur Now Economy geworden. Darauf muss auch die Nutzfahrzeugbranche reagieren.“ Drees Vision: Eine globale Vernetzung der Lieferketten.

Zentrales Thema der Logistik: alle Akteure der Lieferkette digital vernetzen

MAN arbeitet laut Drees an unterschiedlichen Lösungen. Ein Thema: autonom fahrende Lieferwagen. „Wann werden die ersten Lkws ohne Insassen auf deutschen Straßen fahren?“, interessierte sich Prof. Dr. Stoffel. „Vor 2030 werden eher keine menschenlosen Lkws auf den Autobahnen verkehren“, so Drees. „Die Technologie wird stufenweise eingeführt“, sagte er. MAN will beispielsweise zunächst fahrerlose Lkws auf Betriebshöfen testen: Das Fahrzeug könnte demnach ab Werkstor alleine an die Abladestelle fahren und der Fahrer in dieser Zeit Pause machen.

Vor dem komplett autonom fahrenden Lkw stehen noch viele weitere Entwicklungen, die den Fahrer deutlich entlasten, führte Drees aus. „Unsere Nutzfahrzeuge sind jetzt schon Teil des Internet of Things.“ Eingebaute Sensoren erfassen beispielsweise permanent Daten von Fahrzeugteilen. Droht ein Teil zu verschleißen, erhält der Fahrer rechtzeitig eine Meldung und erfährt auch, welche Werkstatt er anfahren kann. Darüber hinaus führte MAN 2016 die Marke RIO ein, die alle Beteiligten der Lieferkette über ein einheitliches Informations- und Anwendungssystem vernetzt – vom Versender über Spediteur, Verlader, Disponent und Fahrer bis zum Empfänger.

Diesel vs. Elektro: alternative Antriebe in der Diskussion

Doch Vernetzung und Digitalisierung reiche nicht, so Drees. Auch im Fahrzeugantrieb steckt Potenzial zur Optimierung. „Die Dieseldiskussion zeigt uns, dass wir alternative Antriebe entwickeln müssen“, sagte er. Eine Verbannung von Dieselmotoren sah der MAN-Vorstandsvorsitzende dagegen als impraktikabel: „Im Fernverkehr wird es in naher Zukunft keine vergleichbar effiziente Lösung geben.“ Dennoch entwickelt MAN auch E-Mobilitätskonzepte: Vergangenes Jahr testete der Münchener Nahverkehr bereits die ersten MAN-Busse mit Elektroantrieb.

„Unser Ziel ist, die gesamte Wertschöpfungskette der Logistik zu digitalisieren“, fasste Drees zusammen. „MAN investiert dafür ganz erheblich. Noch ist allerdings nicht absehbar, welche Technologien sich wirklich in den nächsten 20 bis 30 Jahren durchsetzen werden. Die oft genannte digitale Revolution bezeichnete er daher eher als eine Evolution: Die Digitalisierung ist ein Prozess, der noch lange nicht zu Ende ist.

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„Das Web ist der Treiber für die Industrie 4.0. Dafür braucht es aber exzellente Logistik“, sagte Joachim Drees von MAN am Dienstag beim Landshuter Unternehmergespräch an der Hochschule Landshut.
Hochschulpräsident Prof. Dr. Karl Stoffel (links) eröffnete nach dem Vortrag die Fragerunde: „Wann können wir mit autonom fahrenden Lkws rechnen?“.