Offene Semester Lecture der Sozialen Arbeit

Gründerinnen und Theoretikerinnen in der Geschichte der Sozialen Arbeit

Knapp 70 Teilnehmende folgten am 12. April der Einladung zur offenen Digital Semester Lecture der Arbeitsgruppe Gleichstellung der Fakultät Soziale Arbeit. Dazu hatte die AG-Leitung und Moderatorin Prof. Dr. Barbara Thiessen die Gastrednerin Prof. Dr. Rita Braches-Chyrek, Lehrstuhlinhaberin Sozialpädagogik an der Otto-Friedrich Universität Bamberg, eingeladen.Der Vortrag fand im Zusammenhang mit der Strukturentwicklungs-AG Gleichstellung statt, mit der Maßnahmen in Gang gesetzt werden, die geeignet sind, etwas beim ewigen „Frauenberuf unter männlicher Leitung“ zu ändern.

Denn als der Beruf Soziale Arbeit begründet wurde, dominierten die Frauen. Im Mittelpunkt des Vortrags stand daher das Wirken der Sozialreformerinnen Jane Addams, Mary Richmond sowie Alice Salomon. Dabei wurde deutlich, dass alle drei Frauen für grundlegende Impulse bei der Armenfürsorge, Gemeinwesenarbeit, Sozialpolitik sorgten und zugleich als Pionierinnen der Sozialforschung gelten können. Ihr Einfluss auf die heutige berufliche Praxis und Professionalisierung der Sozialen Arbeit ist unbestritten.
Dennoch gerieten mit der Akademisierung der Sozialen Arbeit die Leistungen dieser – und weiterer bedeutender – Gründerinnen fast in Vergessenheit. In den Lehrbüchern Sozialer Arbeit werden sie am Rande erwähnt, aber ihre Bedeutung bei der Herausbildung des methodischen Arbeitens, wie Gemeinwesenarbeit oder Einzelfallhilfe, ihr Beitrag zum Voranbringen von Rechten für Frauen und Kinderschutz oder ihr Wirken zur Etablierung von Arbeitsschutzgesetze ist wenig bekannt. Besonders ihre Leistungen bei der Entwicklung von Sozialforschung im Feld Sozialer Arbeit werden heute männlichen Wissenschaftlern zugeschrieben. Was können wir daraus für heute lernen? Zum einen ist das Anliegen der Pionierinnen Sozialer Arbeit, Praxis mit Forschung, Methodenentwicklung und sozialpolitischem Engagement zu verzahnen auch heute noch leitend. Zum anderen war der internationale Austausch und Wissenstransfer zwischen den Gründerinnen Sozialer Arbeit am Beginn des 20. Jahrhunderts beeindruckend und beispielgebend bis heute. Mit einem Appell an die Studierenden, an diesen Traditionen unseres Berufsfeldes anzuknüpfen und die Erinnerung an die Pionierinnen lebendig zu halten, schloss die Diskussionsrunde und die Semester Lecture.