„Kategorie Gender. Ist das Wissenschaft oder kann das weg?“,

Hochschule Landshut organisiert in Kooperation mit der Katholischen Stiftungshochschule München, Campus Benediktbeuern, digitalen Studientag

Mehr als 100 interessierte Studierende loggten sich am 2. Dezember zum dreistündig digital abgehaltenen Studientag „Kategorie Gender. Ist das Wissenschaft oder kann das weg?“ ein. In Kooperation der Katholischen Stiftungshochschule München, Campus Benediktbeuern, und der Hochschule Landshut luden die Initiatorinnen Prof. Dr. Luise Behringer und Prof. Dr. Thiessen zum Austausch und zur Diskussion ein.

Im Gastvortrag der Dogmatikerin Prof. Dr. Margit Eckholt, Universität Osnabrück, wurde aus katholisch-theologischer Sicht die Wahrnehmung und Auslegung des Begriffs Gender in den Fokus genommen. Eckholt stellte dabei fest: „Die moderne Kirche vertritt ein Handeln, das geschlechtersensibel ist, also Vielfalt ermöglichen soll – wenn dies auch in der Bildungskongregation im Juni 2019 nicht schriftlich umgesetzt wurde." Sie führte aus, dass dennoch immer noch Homophobie und Ängste vor einer Auflösung traditioneller Familienformen die internen Debatten beeinflussen. Ihre zentrale theologische Frage ist daher: „Was ist das Bild, nach dem Menschen an sich geschaffen sind, und was ist überhaupt Menschsein?“ Eckholt sieht in der biblischen Schöpfungsgeschichte keine Hierarchie: „Dort steht - in der modernen Übersetzung – ‚Er erschuf den Menschen männlich und weiblich‘, eigentlich gibt es also keine Geschlechter-Determinierung, die sich aus der Bibel herauslesen ließe,“ so ihr Fazit des sogenannten „Imago Dei“, also der Frage nach dem Bild Gottes.

Barbara Thiessen fasste in ihrem anschließenden Kommentar diese Idee noch einmal zusammen: „Die Idee des ‚Imago Dei‘ fordert zur Freiheit auf. Das ‚Ich‘ entwickelt sich erst mit seiner Biografie. Dazu braucht es auch ein unterscheidbares ‚Du‘ - Geschlecht ist vielleicht nur eine Chiffre dafür.“ Aus diesen Gründen sei eine Sensibilität gegenüber der Kategorie Gender besonders in der Sozialen Arbeit wichtig, wo Menschen in ihrer Entwicklung begleitet werden. Zudem „sehen wir in der Sozialen Arbeit oft die dunkle Seite der Geschlechterdifferenzierung“, wenn es etwa um Gewalt gegen Frauen oder um die Diskriminierung einer als abweichend geltenden Sexualität geht.

In der anschließenden Diskussion wurden auch aktuelle Veränderungsprozesse und Beharrungstendenzen in Geschlechterverhältnissen diskutiert, die als Hintergrundwissen für die Soziale Arbeit aber auch Religionspädagogik in unterschiedlichen Handlungsfeldern wichtig sind. In Arbeitsgruppen gab es anschließend die Möglichkeit, die Bedeutung von Gender in Bezug auf Familie, Erziehung, Schule, Jugendarbeit und Gemeinwesen kurz zu diskutieren und reflektieren.

So endete der Nachmittag mit der Feststellung, dass es noch einiges zu tun gibt, bis die Verschränkung von sozialem und biologischem Geschlecht auch in kirchlichen Kontexten als menschliche Bedingtheit verstanden wird und Gleichstellungsanliegen weiter vorangebracht werden. Margit Eckholt gab den Studierenden zum Abschluss den Rat: „Traditionen können nicht einfach abgeschnitten werden, denn es geht darum, Geschichte weiter zu entwickeln, indem man sich mit der Geschichte an sich beschäftigt.“