3. Regionaler Jugendhilfetag an der Hochschule Landshut

Schule und Jugendhilfe als multiprofessionelle Bündnispartner stärken

Mehr als 80 Fachleute aus Schulen, der Sozialarbeit an Schulen und aus Jugendämtern sowie Studierende nahmen an dem 3. Regionalen Jugendhilfetag in Landshut online teil. Der diesjährige Jugendhilfetag stand unter dem Motto „Schule ist mehr!“ – Die Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe stärken. Vorbereitet wurde der Tag von Vertreterinnen der Stadt und des Landkreises (Katja Niesert-Matschke, Martha Richter, Claudia Weindl) sowie aus dem Schulbereich (Sylvia Blank). Johanna Pinkl von der Fakultät Soziale Arbeit leitete Studierende an, die einen Film über die Sichtweisen junger Menschen auf Schule produzierten. Er machte deutlich, wie stark junge Menschen Schule mit Stress, Druck, Leistung verbinden und wie der Ort gleichzeitig so wichtig für sie ist, weil sie Freund*innen treffen und sich gegenseitig helfen können. Als Lehre konnte aus dem Film gezogen werden, dass es gerade in der Nach-Coronazeit gilt, Formen der Entlastung und Räume der freien Gestaltung für junge Menschen zu schaffen, damit sie sich wieder neu orientieren können.

Prof. Dr. Karsten Speck von der Universität Oldenburg gilt als bundesweiter Spezialist im Bereich der Sozialarbeit an Schulen. In seinem Vortrag verwies er auf die verwirrende Begriffslandschaft und die unterschiedlichen Trägerschaften, dennoch griffen inzwischen Schulsozialarbeit, Sozialarbeit an Schulen Jugendsozialarbeit an Schulen u.a. auf die gleichen Methoden zu: Einzelfallhilfe, Gruppenarbeit, Beratung, Krisenintervention, Vernetzung in das Gemeinwesen. Anhand eigener Studienergebnisse konnte er nachgewiesene positive Effekte aufzeigen: u.a. das Sinken von Schulabstinenz mit Angeboten Sozialer Arbeit an Schulen. Seine Sichtung der Landschaft in Landshut brachte ihn zur Einschätzung, dass momentan noch keine Struktur erkennbar sei, über die eine multiprofessionelle Kooperation systematisch erarbeitet werden könne. Arbeitsteilung sei noch keine Kooperation.   

Gerald Bell berichtete von den Ergebnissen seiner Evaluation der Jugendsozialarbeit an Schulen in der Stadt Landshut, an der über 1.150 Personen erfasst wurden, darunter junge Menschen, ihre Eltern, Lehrer*innen und Jugendämter. Eine seiner zentralen Erkenntnisse war, dass die Angebote insgesamt gut in Anspruch genommen werden und dass sie von allen Akteur*innen gut bewertet werden, aber sie müssen vor allem an Mittelschulen noch bekannter werden. Seine Daten wiesen auch darauf hin, dass vornehmlich die Einzelfallarbeit abgefragt wird, d.h. Schulsozialarbeit droht dann eher auf die Funktion einer „Feuerwehr“ oder Krisenintervention verkürzt zu werden. In der Abschlussdiskussion treffend kommentiert mit den Worten: „Sozialarbeit an Schulen ist mehr als Einzelfallhilfe“. Es könne nicht darum gehen, Kinder in Krisen wieder „schulfertig“ zu machen. 

In drei Workshops in zwei Durchläufen erhielten die Teilnehmenden anschließend die Gelegenheit, neue Impulse, Ansätze und Perspektiven für die Weiterentwicklung kennen zu lernen.

Claudia Kohnle stellte das Bildungshaus in Bad Aibling in Trägerschaft der Diakonie Oberbayern vor. Die Einrichtung integriert eine Kindertagesstätte und Grundschule in einer Bildungseinrichtung, in der schulpädagogische und sozialpädagogische Fachkräfte (Lehrer*innen, Sozialpädagog*innen, Erziehungswissen., Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen) in einem multiprofessionellen Team zusammenarbeiten. Junge Menschen werden hier in ihrer Selbststeuerung von Bildungsprozessen gemeinsam unterstützt.

Julia Horn stellte die Jobwerkstatt in Haching vor, die vom Kolpingwerk konzipiert und vom Landkreis München finanziert wird. Das Angebot richtet sich an junge Menschen aus Mittelschulen, die drohen durch das Schulraster zu fallen. Gerade diese Gruppe wird oft vergessen, obwohl diese jungen Menschen umso mehr berufliche und gesellschaftliche Teilhabe benötigen. Sie können sich hier ausprobieren, sie erhalten praxisnahen Unterricht und werden darin motiviert und unterstützt, für sich eine berufliche Perspektive zu entwickeln. Schule und Sozialarbeit rücken in diesem Projekt ganz dicht zusammen im Interesse der Teilhabechancen junger Menschen.

Am Jugendhilfetag nahm auch Katrin Kantak teil, Geschäftsführerin von kobra.net gGmbH, einer landesweiten Servicestelle, die u.a. aus Mitteln des Landes Brandenburg, Bundes und von Kommunen finanziert wird und im Land als Landeskooperationsstelle Schule - Jugendhilfe fungiert. Hier ist ein ganzes Team landesweit unterwegs, um mit allen Akteur*innen im Bildungswesen besserer Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Bildungsprozesse und Übergänge besser gelingen. In Konfliktfällen trägt das Team zu Lösung vor Ort bei. Als Kompetenzstelle wird die Stelle auch für Politikberatung angefragt. Eine derartige Stelle gibt es in Bayern nicht. Die Vorstellung der Landesstelle durch Katrin Kantak zeigte auf, dass auch auf regionaler Ebene viel bewegt werden kann, wenn es eine fest verankerte Struktur und Personen gibt. Sie zeigte auch, dass Ziele gemeinsam formuliert und dann gemeinsam systematisch an der Erreichung gearbeitet werden muss.

Das Vorbereitungsteam des Regionalen Jugendhilfetages nahm alle Impulse als Motivation mit für die Gründung einer ständigen interdisziplinären Arbeitsgruppe in Stadt und Landkreis Landshut. Sie soll die Angebote und Leistungen der Sozialarbeit an Schulen bekannter machen und zur besseren Bildungsteilhabe beitragen. In der Arbeitsgruppe sollen auch junge Menschen und ihre Eltern beteiligt werden.

Der nächste Regionale Jugendhilfetag wird sich mit dem Thema „Schutzkonzepte in der Region umsetzen!“ befassen. Interessent*innen können sich melden bei: mwolff(at)haw-landshut.de.

Kooperationspartner*innen werden von der Moderatorin und Hauptorganisatorin des Regionalen Jugendhilfetages, Prof. Dr. Mechthild Wolff, dafür gesucht. mwolff(at)haw-landshut.de.

Nachfolgend finden Sie die Präsentationen der Refernt*innen:

  • Karsten Speck, Einführungsvortrag
  • Claudia Kohnle, Bildungshaus Bad Aibling
  • Gerald Bell, Evaluation JaS Landshut
  • Katrin Kantak, Landesstelle Brandenburg
  • Stimmen der Teilnehmenden