„Ich setze mich gerne für eine Sache ein, hinter der ich stehe.“
Prof. Dr. Karl Stoffel, Hochschulpräsident

Was sollte ein Studierender unbedingt mal gemacht haben? Für die Antwort muss Prof. Dr. Karl Stoffel nicht lange überlegen: „Ins Ausland gehen.“ Der Präsident der Hochschule Landshut war während seiner Studienzeit selbst zwei Semester weg vom Heimatcampus: in Texas und in Montreal. „Man hat so viele Freiheiten in dieser Zeit“, sagt er, „und ich finde es enorm spannend, sich in ein neues Umfeld einzugewöhnen.“ Stoffel ist immer und gerne in Bewegung: „Ich mag Veränderung.“
Eine einschneidende Veränderung war sein Wechsel aus der Wirtschaft an die Hochschule Landshut. Dort hat er in seinem Amt als Präsident viel auf den Weg gebracht: Die Studierendenzahlen haben sich um über ein Drittel erhöht, die Hochschule eröffnete zwei Technologiezentren und baute das Campusgelände insbesondere für die Studierenden weiter aus. Dabei war sein Start – damals als Professor – ein bisschen holprig: „Als ich zur Probevorlesung herkam, bin ich erst einmal in das falsche Gebäude gelaufen, nämlich in das gelbe, in dem noch die Sozialverwaltung des Bezirks sitzt“, erinnert sich Stoffel. Richtig mit Landshut auseinandergesetzt hat er sich erst, als er die Berufungszusage auf dem Tisch liegen hatte. Aber die Stadt hat es ihm sofort angetan: „Ich glaube, der Taxifahrer, der mich damals vom Bahnhof zur Hochschule gebracht hat, ist extra durch die wunderschöne Altstadt gefahren“, lächelt er.
Landshut ist für den gebürtigen Westfalen die erste Station in Bayern – dabei hätte Stoffel beinahe in Rosenheim Holzwirtschaft studiert. „Mein Vater war Mitinhaber einer Stuhlfabrik“, erzählt er. „Wir Kinder haben dadurch schon früh viel vom Unternehmertum mitbekommen und in den Ferien an Hobel- und Schleifmaschine gestanden.“ Als ältester Sohn sollte er später eigentlich in die Firma einsteigen. Daraus wurde am Ende aber doch nichts, denn nach dem Abitur sollte er „erst einmal etwas Handfestes lernen“ – und wurde Bankkaufmann. Es folgte das Studium und danach sammelte Stoffel Erfahrungen als Controller und Geschäftsführer in diversen Unternehmen.
Im Job setzt er sich immer klare Ziele: „Ich setze mich gerne für eine Sache ein, hinter der ich stehe.“ Dabei vergisst er aber nie seine absolute Priorität: „Damals habe ich immer zugesehen, dass ich um 19 Uhr zuhause bin, um noch Zeit mit meinen Söhnen zu haben“, sagt Stoffel. Er hat ihnen dann selbst ausgedachte Abenteuer von Sherlock Holmes erzählt. „Gerade in Landshut hatte ich richtig Zeit für die Familie, weil ich mir meine Zeit als Professor gut einteilen konnte. Und das prägt unser gutes Verhältnis auch heute.“
Jetzt sind die Kinder aus dem Haus – und als Präsident hat Stoffel nicht mehr so viel Freizeit. Dafür freut es ihn, wenn seine Frau ihn auf offizielle Empfänge begleitet oder sie gemeinsam ein Konzert oder eine Ausstellung besuchen. „Sie ist von der ersten Ausbildung her Kunsthistorikerin und heute als Lehrerin tätig. Ich finde es immer wieder spannend, dass sie ganz anders denkt als ich strukturierter Wirtschaftswissenschaftler. Sie ist sowieso die Schlauere von uns beiden“, erzählt Stoffel und lacht.