„Wir machen Lehre mit der Wirtschaft im Loop.“
Prof. Dr. Abdelmajid Khelil, Professor an der Fakultät Informatik

„Ich vertraue manchmal Maschinen mehr als dem Menschen“, sagt Prof. Dr. Abdelmajid Khelil. „Maschinen sind deterministisch, sie haben keine Launen. Und wenn sie gut produziert und programmiert sind, sind sie kaum anfällig für Fehler.“ Der Informatiker, eigentlich ein Menschenfreund, muss es wissen: Er verfolgt und gestaltet seit Jahren, wie sich das Internet der Dinge, kurz IoT, entwickelt. „Internet der Dinge heißt, dass alles, was uns umgibt, sicher und verlässlich mit dem Internet verbunden ist. Die physische und die virtuelle Welt verknüpfen sich“, erklärt Khelil. Autos, Haushaltsgeräte oder Maschinen in der Fabrikhalle werden mit Sensoren und Software ausgerüstet und kommunizieren online miteinander. „Das Internet der Dinge kann beispielsweise in Fabriken helfen, Fehler in der Produktion zu vorhersagen und zu vermeiden“, so Khelil.
Er ist besonders gespannt auf die kommenden Jahre: „Es werden sich mehr Geräte vernetzen. Und wir müssen dafür sorgen, dass dieses Netz sicher und nicht angreifbar ist.“ Genau darum dreht sich seine Forschung – und die seiner fünf Doktoranden. „Es macht sehr viel Spaß, mit ihnen zu arbeiten. Sie brennen für die Wissenschaft“, erzählt Khelil. Er lässt ihnen Freiraum, hilft aber immer weiter, wenn es nötig ist. Dabei gibt es für ihn nicht die eine Lebens- oder Arbeitsweisheit. „Nicht jede Erfahrung passt zu jedem Menschen. Ich helfe individuell, je nach Situation, Projekt und Mensch.“
Khelils Ziel ist, dass bereits Studierende das IoT verstehen lernen und es später weiterentwickeln. Dafür hat er an der Hochschule Landshut ein Innovationslabor aufgebaut: Dort bringen Unternehmen reale IoT-Probleme ein, die die Studierenden bearbeiten. „Die Studierenden müssen den Kunden zufriedenstellen. Dabei lernen sie extrem viel“, beschreibt Khelil. Manche Projekte haben unerwartet großen Erfolg – etwa eines, das sich um Semantic-Web-Technologien drehte: Das heißt, eine Maschine soll nicht nur Informationen in Form von Einsen und Nullen speichern. Sondern sie soll die Bedeutung von Daten verstehen, beispielsweise ob eine Zahl eine Strecke oder eine Temperatur angibt. „Die Studierenden haben die Technologie für kleine Geräte angepasst und damit eine erfolgreiche Open-Source-Lösung unterstützt“, berichtet Khelil.
Im Innovationslabor vermittelt die Hochschule also zwischen Studierenden und Unternehmen. „Das gab es noch nie und ich hoffe, dass das Konzept weiterhin Erfolg hat und sich vielleicht auch auf andere Fakultäten überträgt“, so Khelil, „wir machen Lehre mit der Wirtschaft im Loop. Das ginge an einer Universität beispielsweise schwer.“
Die Lehre begeistert den Informatik-Professor besonders: „Ich finde die Arbeit mit jungen Leuten toll. Wir begleiten sie auf dem Weg in die Arbeitswelt, das ist eine spannende Zeit.“ Khelil, der ursprünglich aus Tunesien stammt, hat Elektrotechnik in Deutschland studiert und sich später in Richtung Informatik orientiert. „Ich wollte ein ganz anderes Land und eine andere Sprache kennenlernen. Das war schwierig, aber ich bin sehr froh, dass ich das gemacht habe“, resümiert der Professor. Mittlerweile hat er bereits länger in Deutschland gelebt als in Tunesien – doch seine Wurzeln ziehen ihn regelmäßig in die alte Heimat, ans Mittelmeer und zur Familie.