„Das Studium war eine geile Zeit.“

Martin Mezger, Alumnus und Leiter der Alten Kaserne

„Wir können uns schon duzen, oder?“, beginnt Martin Mezger das Gespräch. Er leitet die Alte Kaserne, wo sich ein großer Teil des Kulturlebens in Landshut abspielt – und er ist ein Netzwerker vor dem Herrn. „Das macht mir das Arbeiten viel einfacher“, sagt er und grinst. Und seine Arbeit spielt sich nicht nur im Büro ab: Wenn er zufällig im Bierzelt auf der Dult einen Stadtrat oder Bürgermeister trifft, klärt er bei der Gelegenheit manchmal gleich offene Fragen.
    
Er knüpft leicht Kontakte. Das war schon 1975 so, als er begann, Sozialpädagogik zu studieren. Damals gehörte die Hochschule Landshut noch zur Fachhochschule Weihenstephan und war nicht viel mehr als ein Gebäude umgeben von Wiese. „Wir haben den Dozenten bei schönem Wetter schon mal überredet, dass wir die Vorlesung nach draußen verlegen“, erinnert sich Mezger. Zu der Zeit war in der Schochkaserne noch die Panzerbrigade der Bundeswehr untergebracht – dort, wo er jetzt Musik- und Kulturveranstaltungen organisiert. „Wenn die Panzer von der Kaserne zum Truppenübungsplatz gefahren sind, hatten wir immer zehn Minuten Raucherpause“, lacht er und zupft eine Prise Schnupftabak aus einem braunen Holzdöschen, das mit einem silbernen Kleeblatt verziert ist.

Mezger ist kein Theoretiker, deswegen haben ihn Vorlesungen auch wenig gereizt. „Am meisten habe ich im Praktikum im Diakonischen Werk gelernt“, ist er sich sicher. „Meine Betreuerin hat mich überall eingesetzt, ich habe mit Jungen, Alten und auch Gefängnisinsassen zu tun gehabt und die Arbeit mit Ehrenamtlichen kennengelernt. Das hat mir gezeigt, was der Beruf Sozialarbeiter eigentlich alles kann.“

Den Campus dagegen erlebte er als ziemlich verschult. Er hätte sich mehr Diskussionen gewünscht – die verlegten die Studierenden einfach abends in die Studentenkneipe Schwarzer Hahn. „Der Hahn ist jetzt immer noch mein zweites Wohnzimmer.“ Als dessen Wirt das Altstadtfest mit neuen Elementen wie Kinderaktionen, Rockbühne, Nebenbühnen für Kleinkunst und Theater in den Seitengassen der Altstadt ergänzte, war Martin Mezger mit im Organisationsteam.

Überhaupt ist Mezger stolz darauf, was er zusammen mit anderen in der Landshuter Kulturszene bewegen konnte – so brachte er beispielsweise das Kurzfilmfestival in die Stadt und betreute die Rockbühne beim Altstadtfest. „Ich finde es schön, dass wir in der Stadt etwas aufgebaut haben, das bestehen bleibt, wenn es mich mal nicht mehr gibt“, meint er. Eine seiner Lieblingsveranstaltungen, die er in der Alte Kaserne mitorganisiert, ist das Festival Umsonst & Draußen. Auch die Afrikatage gehören zu seinen Favoriten. Ansonsten konnte das Publikum in den letzten Jahren viele bekannte Künstler wie Eric Burdon, Schandmaul, Die Happy, Urban Priol und Christian Springer in der Kaserne erleben.

Hat seine Arbeit eigentlich noch viel mit dem damaligen Studium zu tun? „Vielleicht 80 Prozent von dem was ich im Beruf brauche, habe ich im Praktikum und im schwarzen Hahn gelernt“, resümiert Mezger. „Ich habe mir im Job viel selbst beigebracht, das ich gerne im Studium gelernt hätte. Zum Beispiel, wie man Verträge aushandelt oder Abrechnungen macht“, sagt er. Würde er heute überhaupt nochmal studieren? „Ja klar, das war eine geile Zeit. Ich habe viele tolle Leute kennengelernt. Außerdem wäre das jetzt ja auch ganz anders.“ Das hört er oft von Praktikanten, die in der Alten Kaserne arbeiten. „Jetzt ist das Studium viel strukturierter, es gibt viele tolle Profs. Auch, dass man jetzt einfacher ein Auslandssemester machen kann oder Kinderbetreuung vor Ort hat, ist super. Das gab es bei uns nicht.“