„Wir haben 26,4 Millionen Liter Heizöl eingespart!“

Landshuter Energiegespräche informieren über Geothermie in Pullach

Das Technologiezentrum Energie der Hochschule Landshut und das Bayerische Institut für Energie- und Umwelttechnik BIUKAT e.V. hatten am vergangenen Montag zu den Landshuter Energiegesprächen an der Hochschule eingeladen und mit einem Vortrag zum Geothermie Projekt in Pullach eine Erfolgsgeschichte par excellence vorgestellt. Interessierte Zuhörer konnten sich über das Abenteuer Geothermie in der Gemeinde Pullach informieren, das 2004 mit der Niederbringung von zwei über 3.500 Meter tiefen Bohrungen begann. Um die anhaltende Nachfrage nach der Erdwärme zu befriedigen, folgte im Jahr 2011 eine dritte Bohrung. Heute sind fast alle öffentlichen Gebäude in Pullach sowie rund 1.500 private und gewerbliche Kunden am Netz, die Gemeinde konnte bislang mehr als 26,4 Millionen Liter Heizöl einsparen und somit jährlich rund 10.000 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen vermeiden. 

Wirtschaftlichkeit war von Anfang an ein wichtiges Thema
Prof. Dr. Josef Hofmann von der Hochschule Landshut begrüßte die interessierten Gäste und betonte eingangs, dass gerade für den Raum Landshut das Thema „Wärme aus dem Inneren der Erde“ spannend sei und verwies in diesem Zusammenhang auf das kommunale Geothermie-Projekt in Altdorf. Referent des Abends war Dr. Ralph Baasch, der Leiter der Abteilung Umwelt in der Gemeinde Pullach, aus der auch das dortige Geothermie-Projekt hervorging. Er ließ in seinem Vortrag die ereignisreichen Jahre Revue passieren. 2004 war Pullach im Süden Münchens eine der ersten Gemeinden Deutschlands, die sich entschloss den Bodenschatz hydrothermales Tiefengrundwasser aktiv zu nutzen. Dabei spielte die Wirtschaftlichkeit ein wichtiges Thema für die Realisierung des Projekts. Die Nutzung von Erdwärme als Alternative zu den kommerziellen Heizverfahren sei in Pullach zwar ein „grünes Vorzeigeprojekt“ gewesen, aber man wollte es nicht um jeden Preis realisieren. Den anwesenden interessierten Gemeindevertretern aus dem Raum Landshut gab Dr. Baasch den Tipp, bei der Umsetzung eines solchen Projektes darauf zu achten, baldmöglichst Großabnehmer für die grüne Energie zu finden, um somit eine gute Wirtschaftlichkeit von Anfang an sicherzustellen.

Optimale Voraussetzungen für die Nutzung von Erdwärme

Dr. Baasch informierte, dass gerade in Südbayern die geologischen Voraussetzungen optimal seien, um Wärme aus dem Inneren der Erde zu gewinnen. Im so genannten „nordalpinen Molassebecken“ befinde sich tief unter der Erdoberfläche ein riesiger Vorrat an heißem Wasser. Die Pullacher Geothermie-Bohrung hat dieses Tiefengrundwasser im sogenannten Malm-Karst erschlossen, der einen weiteren, für die Wärmegewinnung wesentlichen Vorteil biete: Durch seine Spalten und Klüfte und damit verbundenen Hohlräume fließt das Wasser relativ gut, so dass mit einem Bohrloch eine große Wassermenge gefördert werden kann. „Mit 102 Grad hatte das geförderte Wasser in Pullach eine höhere Temperatur als erwartet“, ließ Dr. Ralph Baasch wissen, der Wehrmutstropfen sei allerdings eine etwas geringere geförderte Wassermenge pro Sekunde gewesen.

 
Wurde das Pullacher Geothermie Projekt im ersten Schritt im so genannten Dublettenbetrieb umgesetzt, entschied man sich 2011 wegen der hohen Nachfrage nach dieser grünen Energie zur dritten Bohrung im Süden von Pullach. Heute wird die dritte Bohrung als Reinjektionsbohrung genutzt, das heißt, mithilfe der ursprünglichen zwei Bohrungen wird das heiße Erdwasser gefördert, die dritte Bohrung dient dazu, das kühlere Wasser wieder in die Erde zurückzuführen. Seit 2005 laufen die Pumpen störungsfrei, und das rund um die Uhr.

Break-Even-Point wird nach 13 Jahren erreicht
„Die Investitionen belaufen sich in Pullach bisher auf rund 51 Millionen Euro, bis zum Jahr 2054 werden es rund 75 Millionen“, so der Referent. Der Break-Even-Point wird nach dreizehn Jahren Betrieb erreicht: Ab dem Jahr 2018 schreibt man in Pullach mit der Anlage schwarze Zahlen. „Wir haben dazugelernt, aber wir würden in Pullach nichts anders machen!“ lautete das Fazit von Dr. Ralph Baasch. Die Fragen der interessierten Besucher bezogen sich auf die Anschlusskosten der Kunden oder die Möglichkeiten einer öffentlichen Förderung.